Der Erfolg von Seiten wie Tumblr, Pinterest etc. zeigt einmal mehr in aller Deutlichkeit, dass das Mainstream-Web seine sehr linearen und technischen Strukturen zunehmend verliert und organischer wird. Vor wenigen Jahren überbordeten sich die Websites mit Navigationsmenüs, Sub-Sub-Subsites die – abgesehen von sehr technisch veranlagten User – niemand bedienen wollte.
Der Irrglaube, unsere Wahrnehmung wäre im Webcontext nicht fähig Objekte zu differenzieren hielt sich lange. So versuchte beispielsweise Facebook die User dazu zu bewegen die Freunde einzuteilen. Gemacht hat’s fast niemand. Twitter versuchte es mit Listen, die zweifelsohne ganz sinnvoll sind aber auch hier blieb der Erfolg aus.
Der Grund ist einfach: Unser Hirn ist locker fähig unterschiedlichen Content wie bspws. einen Tweet zum Thema „Justin Bieber hat Geburtstag“ von einem solchen zum Thema „Meine Katze liebt das Sofa“ zu unterscheiden und nimmt das Nebeneinander solcher Tweets nicht als störend wahr. Eine Einteilung à la News -> Musik – > Pop -> Stars -> Justin Bieber -> Geburtstag braucht und will niemand. Vielmehr gefällt das Sammelsurium.
Diese Anti-Struktur zu akzeptieren ist gerade im Marketing-Umfeld oftmals schwierig, denn etwas was nicht als lineares Konzept erfasst werden kann, ist oftmals inexistent bzw. kann dem Vorgesetzten nicht als Powerpoint gezeigt werden – und ist daher nicht von Interesse.
Ein oftmals gefordertes akribisch genaues Konzept mit allem Drum und Dran ist in dieser thematischen Web-Welt aber weit weniger entscheidend als das richtige „Feeling“ oder – etwas altmodisch ausgedrückt – das Bauchgefühl für etwas.
Dieses Feeling lebt davon auch mal einfach etwas auszuprobieren. Genau dies benötigt aber in den modernen Unternehmenstrukturen oftmals viel Mut. Dies obwohl ein Misserfolg in einem Trial and Error Kontext viel weniger Aufsehen erregt als wenn dieser bei einem über 4 Monate erarbeiteten Konzept eintritt. Und das kann er auch da.