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Meine Geschichte

Steuern in den UK für Schweizer Expats

Ich lebe seit August 2019 als Schweizer „Entsandter/Expat“ in London. In der Schweiz bin ich nicht mehr angemeldet, bezahle aber in meinem Heimatland die Sozialversicherungen, Pensionskasse etc.
Nach einer intensiven Vorab-Recherche meiner „Steuersituation“ habe ich nun verbindliche Zahlen. Ich hoffe mit diesem Blopost allen Schweizer zu helfen, die planen in die UK auszuwandern.

Wie hoch sind die Steuern in den UK für Schweizer Expats?

Da ich mich in der Schweiz abgemeldet habe, bezahle ich keine Schweizer Steuern mehr. Die bis zum Abmeldedatum fälligen Steuer konnte ich direkt beim Steueramt in Chur bezahlen. Der Betrag wurde linar basierend auf meinen Steuern vom Vorjahr berechnet. In meinem Fall war dies die Steuerschuld für sieben Monate, da ich per 1.8. die Schweiz formell verliess.
Die ad hoc Kalkulation ohne Ausfüllen einer CHer Steuererklärung war nur möglich, da ich das gleiche Einkommen wie im letzten Jahr hatte.

Seit dem 1.8 bezahle ich nun in den UK meine Steuern. Dies erfolgt nach dem „Pay As You Earn (PAYE)“ Prinzip d.h. das Geld, das ich Ende Monat auf meinem Barcley’s Konto habe, gehört zu 100% mir – oder fast ;)
Es gibt die Möglichkeit die UK Steuern jährlich zu bezahlen. Dies wurde mir aber nicht empfohlen.
Die Berechnung der Steuernschuld in den UK ist ziemlich einfach und ist für alle hier lebenden Personen gleich. Änderungen des Steuersatz sind jährlich möglich und werden im Parlament heftig diskutiert. Eine allfällige Änderung erfolgt jeweils per April, da das Steuerjahr in den UK von April bis März geht – und nicht von Januar – Dezember wie in der Schweiz.

In der Tabelle unten sind die aktuellen Steuersätze aufgeführt. Wie deutlich zu sehen ist, ändert sich der Prozentsatz ab einem Einkommen von £ 50’000 massiv (von 20% auf 40%). Mit 40% besteuert wird aber „nur“ jene Anteil der über 50’000 ist.

Das Datum des Arbeitsbeginns kann daher den Steuersatz ziemlich beeinflussen. Bei mir zählen für die Berechnung der Steuern in diesem Jahr nur acht Monatsgehälter (August – April). Aber dem nächsten Jahr sind’s dann zwölf.

Wie folgt die Tabelle der aktuellen Steuersätze. Wie erwähnt, können diese jährlich jedoch immer nur per April ändern.

PAYE (Pay As You Earn) :
Earnings from £0 – £12,500 (Tax Free Allowance)***

0%

Earnings From £11,860 – £50,000

20%

Earnings from  £50,001 – £149,999

40%

Earnings over £150,000

45%

Net Pay GBP

Was zählt zum steuerbaren Einkommen in den UK?

Mein Arbeitgeber bezahlt mir einen Teil der Wohnungsmiete. Zudem habe ich ich per Ende Jahr Aussicht auf einen Bonus. In den UK zählt beides zum regulären Einkommen und muss nach den Tarifen oben in der Tabelle versteuert werden. Die Zeiten in welchen der Arbeitgeber Essen, Wohnung, Schule etc. bezahlte und den Lohn entsprechend reduzierte, sind vorbei…

Können Abzüge gemacht werden?

Nein, das gibt es in den UK nicht bzw. nur für Personen mit sehr tiefem Einkommen. Mein Kosten für U-Bahn etc. kann ich nirgends abziehen. Was hierzulande gemacht werden darf, sind zinslose Kredite für die Mitarbeiter z.B. für deren Jahresabos. Was bei mir noch in Abklärung ist, ob ich die Schweizer Krankenkassen Prämie abziehen kann.

Muss man als Schweizer für die Krankenkasse in den UK bezahlen?

Das war meine dringenste Frage, die mir jede Stelle anders beantwortete. Fakt ist nun, dass ich als Entsandter keine Krankenkasse in den UK bezahlen muss. Da die Krankenkasse-Prämie hier mit den Steuern bezahlt wird, entfällt für mich dieser Anteil.
Die in der Tabelle aufgeführten Steuersätze sind jene ohne Krankenkasse. Um von dieser „Befreiung“ zu profitieren, muss die Bescheinigung E-106/S1 ausgefüllt werden. Das klappte bei mir problemlos und ich bezahle nun nur einmal in die Krankenkasse ein und dies in der Schweiz.

Muss in der Schweiz die Krankenkasse bezahlen werden?

Ja, in der Schweiz muss man weiterhin „Grundversichert“ sein. Wobei „Grundversichert“ nicht heisst, dass die Prämie günstiger ist – im Gegenteil. Ich bezahle nun sogar etwas mehr. Meine Zusatzleistungen wie z.B. Halbprivat etc. konnte ich auch on-hold setzen.
Mit meiner Krankenkasse wechselte ich unzählige Emails, da diese leider überhaupt nicht wusste wie’s läuft. Grundsätzlich ist es aber ganz einfach :). Wie oben erwähnt, kläre ich nun noch ab ob ich die Krankenkassen-Prämie von den Steuer abziehen kann.

Was ist mit der Hausrat-Versicherung?

Das war der einfachste Teil. Da musste ich nur die neue Wohnungsadresse angeben sowie das Zwischenlager in der Schweiz, in welchem ich jene Möbel lagere, die ich nicht mitnehmen wollte. Bei der Hausrat gab es keine grosse Veränderung der Kosten.

Wie erfolgt die Umrechnung CHF – GBP?

Aktuell ist der Devisenkurs starken Schwankungen ausgesetzt. Das kann positiv oder negativ sein – je nach Lohnverhandlung. Bekommt man den Lohn in GBP erfolgt die Umrechung aufgrund der festgesetzten Kurse: https://sozialversicherungen.admin.ch/de/f/5568 Aktuell sind diese viel zu hoch und ich spekuliere auf eine Anpassung im Oktober.

Unerwartete Kosten

Wie immer sind einige Dinge viel einfacher als man denkt und umgekehrt. Ein brisantes Expat-Thema auf welchse ich erst jetzt aufmerksam wurde, sind die Kosten für die Kontoführung. Diese sind effektiv sehr hoch (bei der ZKB über 40.- pro Monat). Gemäss meiner Recherche ist die GKB zur Zeit am günstigsten.

Bonus: Ein Bankkonto in den UK eröffnen

Das berüchtigte Bankkonto ist wahrhaftig ein Husaren Stück. Obwohl ich mich optimal vorbereitet hatte, lief nichts ohne eine Bestätigung meiner Wohnadresse in den UK. Die Bank akzeptiert hier fast ausschliesslich Stromrechnungen.
Was ich vergebens versucht habe waren folgende Dokumente: Rechnung Internet, Auszug der ZKB mit der neuen Adresse, Bestätigung meines Kontos bei der ZKB inkl. meiner neuen Adresse, Bestätigung meines Arbeitsgeber, Entsandten Bescheingung, Online Bestätung meines EON Accounts.
Meine Empfehlung ist daher eine Revolut Karte zu nutzen, die Stromrechnung abzuwarten (dauerte bei mir 3 Wochen) und dann den Prozess zu starten.

Fazit

Die Steuern in den UK sind aus Schweizer Sicht enorm hoch und v.a. steigen progressiv. Abzüge können keine gemacht werden.
Dass ich erst im August auswanderte, zahlte sich im Hinblick auf die Progression positiv aus (das Steuerjahr in der UK ist April – März).
Die Krankenkassenprämie muss „nur“ in der Schweiz bezahlt werden d.h. man bezahlt den „Krankenversicherungs-Anteil“ als Teil der UK Steuern nicht. Das ist zwar gut, die Krankenkasse in den UK wäre aber in meinem Fall wesentlich günstiger als jene in der Schweiz.

Kleingedrucktes

In London bezahlt man zusätzlich zu den Steuern noch Council-Taxes. Das ist eine Art Quartiersteuern (Abfall, Strassenreinigung etc.). Diese ist von Stadtteil zu Stadtteil unterschiedlich.

 

 

 

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